Discussion:
Rauschmittelherstellung: "Federweisser" aus Fruchsaeften
(zu alt für eine Antwort)
Andreas Borutta
2007-08-17 10:03:41 UTC
Permalink
Moin, moin,

da meine Sardellen sich weigern zu gären ;) wende ich mich nun der
Berauschung durch Fruchsäfte zu.

Der erste Versuch schmeckte schon ganz ordentlich:
Naturtrüber Apfelsaft, ein kichererbsengroßes Stück Backhefe.
3 Tage warten.

Mich interessiert, ob ihr mal Experimente mit speziellen Hefekulturen
gemacht habt.
Schmeckt dann ein "Federweißer" besser?

Es gibt ja diverse Weinhefen als sog. Reinzuchthefen?

Gelesen hatte ich auch mal von Brennhefen, die sogar erst bei 20%
Alkohol die Löffel abgeben.
Vermutlich enthält Apfelsaft gar nicht genug Zucker für solche
Alkoholgehalte.
Und schmecken würde so ein Gebräu wohl nicht.

Gruß, Andreas
--
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Günter Hornburg
2007-08-17 10:21:50 UTC
Permalink
Post by Andreas Borutta
Mich interessiert, ob ihr mal Experimente mit speziellen Hefekulturen
gemacht habt.
Schmeckt dann ein "Federweißer" besser?
ich habe jetzt erst einen Brombeerwein angesetzt mit der Heferasse Portwein,
der Kirschwein ist schon fertig auch mit der Rasse Portwein gebastelt ist
auch super gut geworden (12 % Alk) und am Wochenende werde ich
Heidelbeerwein machen.
Meine Trauben kommen im Laufe der nächsten Woche in flüssiger Form ins Fass,
da nehme ich allerdings die Rasse Bordeaux.
Achja verkaufen tue ich grundsätzlich nichts .... ist nur für meine Kumpels
und meinereiner!!!
--
Gruß Günter

49.48.49 N
010.23.14 E
Prettychurchcreek/Lower Franconia

was kann an der Arbeit gut sein, wenn sie die Reichen den Armen überlassen.
Konrad Wilhelm
2007-08-17 11:51:36 UTC
Permalink
Post by Andreas Borutta
Vermutlich enthält Apfelsaft gar nicht genug Zucker für solche
Alkoholgehalte.
Trockner Cidre enthält so um die 3,5 % Alc, beim "Äppler" dürfte das
ähnlich sein.

Ich hab mal eine "leere" Federweißen-Flasche schlicht mit Traubensaft
aus dem Tetra aufgefüllt: ging und schmeckte gut.

k.
--
Konrad Wilhelm <***@web.de>
Südstr. 3, D48329 Havixbeck
n***@usenet.arcornews.de
2007-08-17 19:15:02 UTC
Permalink
Post by Andreas Borutta
da meine Sardellen sich weigern zu gären ;) wende ich mich nun der
Berauschung durch Fruchsäfte zu.
Naturtrüber Apfelsaft, ein kichererbsengroßes Stück Backhefe.
3 Tage warten.
... und weggiessen:

Hefen vergaeren Zucker und Staerke zu Ethanol (wenn man Glueck hat)
Aus Pektin wird Methanol.

Pektin ist leider in jeder Frucht drin. Das Paradebeispiel der
Pektinfrucht sind die Aepfel: Apfel, Wildapfel, Eberesche...

Das Zeug reichert sich auch beim Brennen an (von den steuerlichen
Gesichtspunkten mal abgesehen), wenn man nicht eine sehr gute
Destille hat und den Prozess auf Wodkaqualitaet faehrt.
Karin Rathfelder
2007-08-17 19:36:59 UTC
Permalink
Post by n***@usenet.arcornews.de
Post by Andreas Borutta
Naturtrüber Apfelsaft, ein kichererbsengroßes Stück Backhefe.
3 Tage warten.
Hefen vergaeren Zucker und Staerke zu Ethanol (wenn man Glueck hat)
Aus Pektin wird Methanol.
Pektin ist leider in jeder Frucht drin. Das Paradebeispiel der
Pektinfrucht sind die Aepfel: Apfel, Wildapfel, Eberesche...
Hi
warum sind wir dann noch nicht blind?
In unserer Gegend trinkt man viel Apfelmost (hessisch Apfelwein).
Der Apfelsaft wird in ein Fass gefüll und dann vergoren (durch Hefen)
und das schon seit Jahrhunderten.
Früher gabs auch kein aneres Getränk in den bäuerlichen Haushalten.
Most wurde füher in sehr großen Mengen konsumiert, auf dem Feld, zu
Mittag, Abends.
Irgendwie passt die Aussage oben nicht.
Grüßle Karin
Frank Müller
2007-08-17 19:56:36 UTC
Permalink
Post by Karin Rathfelder
Post by n***@usenet.arcornews.de
Post by Andreas Borutta
Naturtrüber Apfelsaft, ein kichererbsengroßes Stück Backhefe.
3 Tage warten.
Hefen vergaeren Zucker und Staerke zu Ethanol (wenn man Glueck hat)
Aus Pektin wird Methanol.
Pektin ist leider in jeder Frucht drin. Das Paradebeispiel der
Pektinfrucht sind die Aepfel: Apfel, Wildapfel, Eberesche...
Hi
warum sind wir dann noch nicht blind?
In unserer Gegend trinkt man viel Apfelmost (hessisch Apfelwein).
Der Apfelsaft wird in ein Fass gefüll und dann vergoren (durch Hefen)
und das schon seit Jahrhunderten.
Früher gabs auch kein aneres Getränk in den bäuerlichen Haushalten.
Most wurde füher in sehr großen Mengen konsumiert, auf dem Feld, zu
Mittag, Abends.
Irgendwie passt die Aussage oben nicht.
Es ist was wahres dran, wenn man den Wein dann durch eine
Destille jagt dann kommt da zuerst ein sehr hoher Methanolgehalt
raus, normal trennt man das größtenteils mit den Vorlauf ab und
nimmt das höchstens als Frostschutz für das Scheibenwischerwasser.
Wenn man allerdings den Wein trinkt dann ist da die Konzentration
von Methanol so niedrig, daß man sich damit nicht vergiften kann.

Frank
Sevo Stille
2007-08-17 20:27:06 UTC
Permalink
Post by Karin Rathfelder
warum sind wir dann noch nicht blind?
Weil Methanol erst in nicht ganz unerheblicher Menge giftig ist, und
sich die Wirkung weiter verzögert und über die Zeit verteilt, wenn man
ihn zusammen mit Äthanol konsumiert, denn bei mehr als etwa einem halben
Promille leistet die Leber ausschließlich Äthanolabbau - und nicht
Methanol selbst, sondern erst die von der Leber beim Abbau gebildeten
Metaboliten Formaldehyd und Ameisensäure sind toxisch.

Die klassische Behandlung einer Methanolvergiftung besteht daher daraus,
den Patienten solange per Tropf angetrunken zu halten, bis das Methanol
über die Nieren ausgeschieden oder abgeatmet ist.

Gruß Sevo
Peter Morelle
2007-08-18 04:12:29 UTC
Permalink
Post by Karin Rathfelder
In unserer Gegend trinkt man viel Apfelmost (hessisch Apfelwein).
Der Apfelsaft wird in ein Fass gefüll und dann vergoren (durch Hefen)
und das schon seit Jahrhunderten.
Früher gabs auch kein aneres Getränk in den bäuerlichen Haushalten.
Most wurde füher in sehr großen Mengen konsumiert, auf dem Feld, zu
Mittag, Abends.
Irgendwie passt die Aussage oben nicht.
Grüßle Karin
Stimmt. Ich komme aus der Gegend, wo die Kinder zuerst Muttermilch
bekamen und dann Äbelwoi, den sie dann bis ins hohe Alter zujeder
Gelegenheit tranken. Ein Gutteil der Bevölkerung petzt auch heute noch
jahrein-jahraus ihr selbstgekeltertes Stöffche. Die Leute werden
erstaunlich alt und haben keineswegs überdurchschnittlich hohe
Sehstörungen, allerdings sehr selten Probleme mit der Verdauung :-)

Elementar ist auf jeden Fall, daß der Saft unter Luftabschluß gärt und
dadurch verhindert wird, daß er einen Essigstich bekommt. Dazu verwendet
man einen sog. Gärtrichter. Der Gärtrichter funktioniert wie ein
einfaches Ventil, damit das Kohlendioxyd, das beim Gärprozeß entsteht,
entweichen, aber keine Außenluft eindringen kann. Wenn du das nicht
machst kannst du deinen Saft nach ein paar Wochen - und mit viel Glück -
noch als Essig verwenden. Wenn du dein Produkt nach 3-5 Tagen als
Rauscher oder Federweißer trinken willst, mag es auch ohne Gärtrichter
angehen.

Von Brennhefen habe ich noch nichts gehört. Mit den normalen
Reinzuchthefen kommst du auch mit Hilfe von zusätzlichem Zucker
höchstens auf 12 - 15%. Ich kann mich an ein Jahr erinnern, da hatten
wir immens viele Zwetschgen. Wir machten Saft daraus und ließen ihn mit
Reinzuchthefe "Port" und zusätzlich Zucker vergären. Das Ergebnis
übertraf alle Erwartungen! Ein Dessertwein par excellence!

Wenn dich das Thema interessiert kann ich dir das Buch "Kitzinger
Weinbuch", Untertitel "Der Ratgeber für alle Hobby-Kellermeister" von
Paul Arauner empfehlen. Ich weiß nicht, ob es noch neu aufgelegt wird.
Die Internet-Antiquariate haben es auf jeden Fall noch.

Grüße aus dem sonnigen Südhessen, wo die Luft von Äbelwoi-Dunst
geschwängert ist

sendet Morelle
Karin Rathfelder
2007-08-18 05:18:18 UTC
Permalink
Post by Peter Morelle
Wenn dich das Thema interessiert kann ich dir das Buch "Kitzinger
Weinbuch", Untertitel "Der Ratgeber für alle Hobby-Kellermeister" von
Paul Arauner empfehlen. Ich weiß nicht, ob es noch neu aufgelegt wird.
Die Internet-Antiquariate haben es auf jeden Fall noch.
Grüße aus dem sonnigen Südhessen, wo die Luft von Äbelwoi-Dunst
geschwängert ist
sendet Morelle
Hi
hab das Büchlein und ausserdem 4 große Holzfässer im Gewölbekeller deren
Innhalt sehr begehrt ist bei allen Nachbarn und Freunden.
Was ich mich frage, warum soll ich den Federweisser wegen dem Methanol
wegschütten? Ich trinke jeden Herbst ca. 100Ltr. (1 Plastikfass)
Apfelsaft angefangen vom frischen Saft bis er dann schon gut reisst, am
Anfang wenn er frisch ist mindestens 2-3Ltr. pro Tag. Im Gewölbekeller
setzt durch die gleichbleibende Kühle die Gärung recht langsam ein.
Das ist meine Apfeldiät.
In unserer Gegend wird allerdings der Apfelwein mit Birnen gemischt 1/3
Birnen zu 2/3 Apfel.
Grüßle Karin
Peter Morelle
2007-08-18 06:07:49 UTC
Permalink
Post by Karin Rathfelder
Post by Peter Morelle
Wenn dich das Thema interessiert kann ich dir das Buch "Kitzinger
Weinbuch", Untertitel "Der Ratgeber für alle Hobby-Kellermeister" von
Paul Arauner empfehlen. Ich weiß nicht, ob es noch neu aufgelegt wird.
Die Internet-Antiquariate haben es auf jeden Fall noch.
Grüße aus dem sonnigen Südhessen, wo die Luft von Äbelwoi-Dunst
geschwängert ist
sendet Morelle
Hi
hab das Büchlein und ausserdem 4 große Holzfässer im Gewölbekeller deren
Innhalt sehr begehrt ist bei allen Nachbarn und Freunden.
Was ich mich frage, warum soll ich den Federweisser wegen dem Methanol
wegschütten? Ich trinke jeden Herbst ca. 100Ltr. (1 Plastikfass)
Apfelsaft angefangen vom frischen Saft bis er dann schon gut reisst, am
Anfang wenn er frisch ist mindestens 2-3Ltr. pro Tag. Im Gewölbekeller
setzt durch die gleichbleibende Kühle die Gärung recht langsam ein.
Das ist meine Apfeldiät.
In unserer Gegend wird allerdings der Apfelwein mit Birnen gemischt 1/3
Birnen zu 2/3 Apfel.
Grüßle Karin
Hallo Karin,

also ich persönlich trinke den Rauscher (in anderen Gegenden heißt's
bekanntlich Federweißer) schon seit meiner lange zurückliegenden Jugend
sehr gerne und habe außer der üblichen altersbedingent Weitsichtigkeit
keine Sehstörungen. In meiner Sturm- und Drangzeit habe ich zwar
gelegentlich nach dem Genuß von allzu viel Äbelwoi doppelt gesehen, aber
ich denke das lag eher am Äthanol als am Methanol. :-)
Über meine Landsleute sagt man zwar gelegentlich "blinde Hessen" :-)
aber auch das hat andere historische Hintergründe.

Spaß beiseite, was njetnjet da zusammengeschrieben hat, ergibt für mich
genauso wenig Sinn wie für dich.

Grüße aus dem sonnigen Südhessen

sendet Morelle
Konrad Wilhelm
2007-08-18 09:20:39 UTC
Permalink
Post by Peter Morelle
In meiner Sturm- und Drangzeit habe ich zwar
gelegentlich nach dem Genuß von allzu viel Äbelwoi doppelt gesehen,
War bei mir anders: ich hab danach doppelt gegessen: einmal hin und
zurück.
Und der Jugendherbersvater in Kreuzwertheim schimpfte: Ha, wennts koi
Wai vertracht, hernach sauft doch Milch!

k.
--
Konrad Wilhelm <***@web.de>
Südstr. 3, D48329 Havixbeck
Frank Müller
2007-08-18 08:00:51 UTC
Permalink
Post by Peter Morelle
Elementar ist auf jeden Fall, daß der Saft unter Luftabschluß gärt und
dadurch verhindert wird, daß er einen Essigstich bekommt. Dazu verwendet
man einen sog. Gärtrichter.
Gärtrichter heißt das Ding bei euch? Ich kenne das nur unter den Namen
Gärspund, für die zweigeteilten, oder Gärröhrchen.
Post by Peter Morelle
Der Gärtrichter funktioniert wie ein
einfaches Ventil, damit das Kohlendioxyd, das beim Gärprozeß entsteht,
entweichen, aber keine Außenluft eindringen kann. Wenn du das nicht
machst kannst du deinen Saft nach ein paar Wochen - und mit viel Glück -
noch als Essig verwenden. Wenn du dein Produkt nach 3-5 Tagen als
Rauscher oder Federweißer trinken willst, mag es auch ohne Gärtrichter
angehen.
Mein Opa hat früher seine Ballons einfach mit einen Wattebausch
verschlossen, Essig ist da, soweit ich weiß, nie draus geworden.
Post by Peter Morelle
Von Brennhefen habe ich noch nichts gehört.
Nennt man auch Turbohefe, das sind Mischungen, die enthalten gleich
das Hefenärsalz in einer optimalen Zusammensetzung, damit soll es
sogar möglich sein Zuckerwasser bis über 20% zu vergären. Ist vor
allem in den skandinavischen Ländern, wo der Alkohol so teuer ist,
sehr verbreitet.

Frank
n***@usenet.arcornews.de
2007-08-18 06:53:27 UTC
Permalink
Post by Karin Rathfelder
Post by n***@usenet.arcornews.de
Post by Andreas Borutta
Naturtrüber Apfelsaft, ein kichererbsengroßes Stück Backhefe.
3 Tage warten.
Hefen vergaeren Zucker und Staerke zu Ethanol (wenn man Glueck hat)
Aus Pektin wird Methanol.
Pektin ist leider in jeder Frucht drin. Das Paradebeispiel der
Pektinfrucht sind die Aepfel: Apfel, Wildapfel, Eberesche...
warum sind wir dann noch nicht blind?
Dosis fecit usw.
Blindheit ist eine Wirkung bei Dosen nahe der LD, d.h.
regelrechter Vergiftung mit Methanol. Z.B. weil man unbedingt
Apfelschnaps brennen musste.
Post by Karin Rathfelder
In unserer Gegend trinkt man viel Apfelmost (hessisch Apfelwein).
[weitere anecdotical evidence]

Man kann den Methanolgehalt sicher druecken (reife Fruechte, nur
erste Pressung, Trübfiltern, Spezialhefe, verschneiden). Mir persoenlich
ist das einfach zu gefaehrlich, vor allem unter Hobbybedingungen, wo man
eh schon betet, dass es nicht allzusehr "wild" waechst und gaert.
Vogelbeerwein ist also gestrichen, aber Holunder (dem man angeblich
Aepfel zum Marmeladieren zugeben muss) geht vielleicht. (Normalerweise
wuerde man einfach Primasprit reinkippen - da wird garantiert nichts
mehr schlecht, und Methanol ist bei moderner Destillation und dem
typischen Ausgangsstoff Kartoffelstaerke auch eher kein Problem.
Aber der kostet dank Branntweinsteuer Unsummen und ist nur
sporadisch erhaeltlich.)
Frank Müller
2007-08-19 07:39:15 UTC
Permalink
Post by n***@usenet.arcornews.de
Man kann den Methanolgehalt sicher druecken (reife Fruechte, nur
erste Pressung, Trübfiltern, Spezialhefe, verschneiden). Mir persoenlich
ist das einfach zu gefaehrlich, vor allem unter Hobbybedingungen, wo man
eh schon betet, dass es nicht allzusehr "wild" waechst und gaert.
Warum?
Post by n***@usenet.arcornews.de
Vogelbeerwein ist also gestrichen, aber Holunder (dem man angeblich
Aepfel zum Marmeladieren zugeben muss) geht vielleicht.
Holunder kann wieder andere Probleme bereiten, da sind die giftigen
Stoffe schon drin und müssen nicht erst bei der Gärung gebildet werden.

Frank
Gerald Endres
2007-08-19 05:57:11 UTC
Permalink
Post by Karin Rathfelder
Früher gabs auch kein aneres Getränk in den bäuerlichen Haushalten.
Most wurde füher in sehr großen Mengen konsumiert, auf dem Feld, zu
Mittag, Abends.
Diese Gewohnheit hatte auch medizinische Gründe: Das Brunnenwasser war
in früheren Zeiten oft nicht so sauber und gesund, wie es sein sollte.
Getränke wie das Stöffche waren dagegen bakteriologisch in aller Regel
unbedenklich, und bevor man irgendwo ein Wasser trank, dem man nicht
trauen konnte, war man mit Most oder Bier eher auf der sicheren Seite.
Das ist sicher auch ein Grund für die früher weitverbreitete und tief
verwurzelte Legende, dass Alkohol stärkend zun zuträglich wäre. Die
Erfahrung sagte einfach: Wer Apfelwein trinkt, bleibt gesund, wer
Wasser trinkt, den quälen alle möglichen Malessen. Das bisserl
Methanol im Apfelwein spielt dabei keine Rolle. Erst beim Brennen
können solche Beiprodukte der alkoholischen Gärung in einem Mass
konzentriert werden, dass man ziemlich dumm, bzw. gar nicht mehr aus
der Wäsche schaut.

Gruß
Gerald
--
"Große Kriminalfälle - Die Gladow-Bande"
ein Dokumentarfilm von Ute Bönnen und Gerald Endres
Freitag, 24.8. um 15:15 Uhr im NDR
http://www.boen-end.de
Ralf Schmode
2007-08-18 12:31:19 UTC
Permalink
Post by Andreas Borutta
Naturtrüber Apfelsaft, ein kichererbsengroßes Stück Backhefe.
3 Tage warten.
Mich interessiert, ob ihr mal Experimente mit speziellen Hefekulturen
gemacht habt.
Schmeckt dann ein "Federweißer" besser?
Grundsätzlich ja. Reinzuchthefen für die Weinbereitung sind auf "saubere"
Vergärung zu Ethanol und CO2 sowie auf schmackhafte Gärungsnebenprodukte
optimiert (selektiv gezüchtet).
Post by Andreas Borutta
Gelesen hatte ich auch mal von Brennhefen, die sogar erst bei 20%
Alkohol die Löffel abgeben.
Vermutlich enthält Apfelsaft gar nicht genug Zucker für solche
Alkoholgehalte.
Bei weitem nicht. Du müßtest mindestens nochmal dieselbe Menge des schon
enthaltenen Zuckers zugeben, um auf solche Alkoholgehalte zu kommen. Und
die Gärung würde dann eher einige Wochen dauern.
Post by Andreas Borutta
Und schmecken würde so ein Gebräu wohl nicht.
Kommt drauf an. Mit einer Weinhefe, die ein hohes Alkoholbildungsvermögen
aufweist (Tokaier, Madeira oder Port beispielsweise) und einem auf ca. 120
°Oe aufgezuckerten Most kann man sehr leckere Dessertweine fabrizieren.
Nicht unbedingt aus Äpfeln, aber aus Johannisbeeren, Hagebutten(!) oder
Sauerkirschen, um ein paar Beispiele zu nennen.

Gruß, Ralf
--
My animal photo page on the WWW: http://schmode.net
"Best of" portfolio: http://www2.fotocommunity.de/pc/pc.php4?mypics=254
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Andreas Borutta
2007-08-19 08:25:06 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
Post by Andreas Borutta
Naturtrüber Apfelsaft, ein kichererbsengroßes Stück Backhefe.
3 Tage warten.
Mich interessiert, ob ihr mal Experimente mit speziellen Hefekulturen
gemacht habt.
Schmeckt dann ein "Federweißer" besser?
Grundsätzlich ja. Reinzuchthefen für die Weinbereitung sind auf "saubere"
Vergärung zu Ethanol und CO2 sowie auf schmackhafte Gärungsnebenprodukte
optimiert (selektiv gezüchtet).
Hast Du (oder jemand sonst einer der Leser) die Verwendung der beiden
verschiedenen Hefen hinsichtlich Geschmack schonmal verglichen?

Gruß, Andreas
Ralf Schmode
2007-08-19 10:50:26 UTC
Permalink
Post by Andreas Borutta
Post by Ralf Schmode
Reinzuchthefen für die Weinbereitung sind auf "saubere"
Vergärung zu Ethanol und CO2 sowie auf schmackhafte Gärungsnebenprodukte
optimiert (selektiv gezüchtet).
Hast Du (oder jemand sonst einer der Leser) die Verwendung der beiden
verschiedenen Hefen hinsichtlich Geschmack schonmal verglichen?
Moin, Andreas,

"verglichen" kann man so nicht sagen: Wenn man das erste Mal einen Ansatz
mit einer Reinzuchthefe sauber vergoren hat, faßt man dafür keine
"Bäckerhefe" mehr an :-)

Ich würde es so beschreiben: Wenn Du mit einer Bäckerhefe vergärst, findest
Du in der Regel auch nach Monaten, wenn der Ansatz längst klar ist und
somit keine Hefezellen mehr enthalten kann, den typischen "Hefegeschmack"
im Wein wieder. Das stört bei Federweißem/Rotem Sauser/Rauscher vermutlich
nicht so sehr, da hier auch eine Reinzuchthefe noch "durchschmeckt" (wenn
auch für mein Empfinden nicht so penetrant "hefig"), aber beim fertigen
Wein ist der Hefegeschmack ausgesprochen unerwünscht. Mit Bäckerhefe habe
ich diese Geschmacksnote selbst noch in einem unter Laborbedingungen
hergestellten Destillat aus einem solchen Ansatz riechen und schmecken können.

Gruß und prost, Ralf
--
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Andreas Borutta
2007-08-19 11:20:19 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
Post by Andreas Borutta
Post by Ralf Schmode
Reinzuchthefen für die Weinbereitung sind auf "saubere"
Vergärung zu Ethanol und CO2 sowie auf schmackhafte Gärungsnebenprodukte
optimiert (selektiv gezüchtet).
Hast Du (oder jemand sonst einer der Leser) die Verwendung der beiden
verschiedenen Hefen hinsichtlich Geschmack schonmal verglichen?
Ich würde es so beschreiben: Wenn Du mit einer Bäckerhefe vergärst, findest
Du in der Regel auch nach Monaten, wenn der Ansatz längst klar ist und
somit keine Hefezellen mehr enthalten kann, den typischen "Hefegeschmack"
im Wein wieder. Das stört bei Federweißem/Rotem Sauser/Rauscher vermutlich
nicht so sehr, da hier auch eine Reinzuchthefe noch "durchschmeckt" (wenn
auch für mein Empfinden nicht so penetrant "hefig")
Das genügt mir als Motiv, Apfelmost auch mal mit Weinhefe zu impfen.

Danke.

Vor zwei Tagen habe ich mal zum Spaß einen Rest "Multivitaminsaft" mit
Backhefe geimpft.
Das Gärprodukt schmeckte derart eklig, dass ich es ausgespuckt habe.

Ganz im Gegensatz zum mit dergleichen Backhefe vergorenen trüben
Apfelsaft, wie weiter oben schon erwähnt.

Gruß, Andreas
Karin Rathfelder
2007-08-19 11:59:14 UTC
Permalink
Post by Ralf Schmode
Ich würde es so beschreiben: Wenn Du mit einer Bäckerhefe vergärst,
findest Du in der Regel auch nach Monaten, wenn der Ansatz längst klar
ist und somit keine Hefezellen mehr enthalten kann, den typischen
"Hefegeschmack" im Wein wieder. Das stört bei Federweißem/Rotem
Sauser/Rauscher vermutlich nicht so sehr, da hier auch eine
Reinzuchthefe noch "durchschmeckt" (wenn auch für mein Empfinden nicht
so penetrant "hefig"), aber beim fertigen Wein ist der Hefegeschmack
ausgesprochen unerwünscht. Mit Bäckerhefe habe ich diese Geschmacksnote
selbst noch in einem unter Laborbedingungen hergestellten Destillat aus
einem solchen Ansatz riechen und schmecken können.
Gruß und prost, Ralf
Hi
an den Früchten sitzen doch auch natürliche Hefen, dauert etwas länger
mit der Gärung funktioniert aber genauso.
Bei uns macht man Apfelwein, einfach ins Fass und abwarten, die
wenigsten kaufen für diesen Zweck Hefen.
Bei mir funktioniert das seit über 30 Jahren problemlos, an Weihnachten
ist der Apfelwein fertig, auch ohne Hefezugabe.
Aber wahrscheinlich schwirren in den alten Gewölbekellern durch die
lange Nutzung genug Gärhefen rum.
Riesling hab ich auch schon gemacht, ging auch ohne Probleme.
Grüßle Karin
Ralf Schmode
2007-08-19 13:43:12 UTC
Permalink
Post by Karin Rathfelder
an den Früchten sitzen doch auch natürliche Hefen, dauert etwas länger
mit der Gärung funktioniert aber genauso.
Bei uns macht man Apfelwein, einfach ins Fass und abwarten, die
wenigsten kaufen für diesen Zweck Hefen.
Bei mir funktioniert das seit über 30 Jahren problemlos, an Weihnachten
ist der Apfelwein fertig, auch ohne Hefezugabe.
Aber wahrscheinlich schwirren in den alten Gewölbekellern durch die
lange Nutzung genug Gärhefen rum.
Das ist gut möglich; es kann auch sein, daß in "Weingegenden" allgemein das
Verhältnis von "freischwebenden" Edel- zu Wildhefen günstiger ist als in
Regionen, in denen kaum Trauben angebaut werden.

Generell allerdings würde ich Deine Vorgehensweise nicht unbedingt
empfehlen. Das Risiko, daß dabei nicht die Hefen dominieren, die ein
angenehmes Bukett erzeugen, sondern Hefen/Bakterien mit einem anderen, von
unappetitlichen Substanzen bestimmten Spektrum an Gärungs(neben)produkten,
ist deutlich höher als bei Verwendung einer Reinzuchthefe. Im schlimmsten
Fall bekommst Du keinen Wein, sondern eine säuerlich riechende Amöbe, die
beim Versuch, sie in einem Stück aus der Flasche zu ziehen, herumzappelt
und nach Dir schnappt ;-)

Guten Appetit, Ralf
--
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