Hallo Helga,
Na ja, in mancher Hinsicht scheiden sich die Geister...
Bei mir nimmt die Schwarzwälder-Kirschtorte ein ganz besonderen Platz
ein... beinahe eine Liebesgeschichte ;o)))
| Schichtaufbau ist nach meiner Erinnerung so:
| ~ 2-3 cm dunkler Biskuitteig als Boden
| ~ 1 cm Kirschen (rote Schicht), unregelmäßige Höhe
| ~ 1,5 cm Sahne
| ~ 2-3 cm dunkler Biskuitteig als Zwischenschicht
| ~ 1 cm Sahne (also keine Kirschen darunter)
| ~ 2 cm dunkeler Biskuitteig als Decke
| Komplett mit Sahne (bis ca. 1cm, unregelmäßig) umspachtelt,
Hopla, viel Teig und verdammt wenig Sahne...
Da kommst-du auf ca. 6 bis 8 cm Teig auf einer Gesamthöhe von 10,5 bis
12,5 cm.
Das sind ca. 60% Teiganteil.
Ist schon klar dass man das auch in einigen Konditoreien sieht.
So sehen auch z.B. die tiefgekühlten Schwarzwälder Torten aus.
Bei mir sind es gerade ca. 1 cm maximal für den Mürbeteigboden, und
1,5 für den einzigen Biskuitboden...
Da komme ich gerade so auf 25% Teiganteil...
Mag sein dass es mit der "Gesundheitswelle" so gekommen ist... wie
gesagt der Konditormeister hat mir sein Rezept so 1970 weitergegeben,
er hatte es so von seinem Mentor... da waren die Leute nicht unbedingt
darauf aus sportlich und "einheitlich schlank" auszusehen ;o)))
Wir haben eine Zeitlang im Schwarzwald gelebt (bis 2002), und man
sieht schon beide "Macharten" (auch mit dem Unterschied 2 oder 3
Böden).
Das mit dem Mürbeteigboden scheint auch nicht mehr jedermann's Sache
zu sein, aber ich würde schon meinen es ist in Mehrheit anzutreffen.
Im Lokal sage ich es immer wenn mir etwas nicht schmeckt, immer auf
die freundliche Art, man braucht ja nicht jemandem "runterzuputzen",
das bringt gar nichts.
Ich möchte nur nach einer Erklärung suchen um zu verstehen, und wenn
mir der Koch oder Konditor nur sagt, "ich habe es so gelernt" oder
ähnliches, so lass ich es gut sein ; es gibt ja nicht nur ein Rezept.
Das mache ich aber genauso wenn es mir ausserordentlich gut schmeckt,
dann nimmt sich meistens der Koch / Konditor etwas Zeit (natürlich
nicht am Sonntag), setzt sich zu uns und man spricht gemütlich drauf
los... so bin ich auch zu meinem Rezept gekommen.
Und dabei ist mir eins aufgefallen : als mir die Schwarzwälder nicht
schmeckte (eben wenig Sahne, viel Teig, aber auch geschmacklich hat es
nicht gepasst) war soweit ich es feststellen konnte immer die jüngere
Generation am backen.
Genau die Leute die meinen alles sollte schnell gehen ;o(((
Wenn ich "im siebten Himmel" schwebte, waren es überwiegend ältere
Herren oder Damen die in der Backstube tätig waren.
Vielleicht wird in der Berufsschule tatsächlich mehr gelernt auf
"Sparkurs" zu backen ?
Oder es wird immer mehr auf Fertigmischungen / Fertigböden
zurückgegriffen ?
Es gibt ja auch Lokale die den Kuchen direkt aus der industriellen
Fertigung kaufen.
Scheinbar ein allgemeiner Trend sich weniger Arbeit zu machen...
| darauf nicht zu knapp Schokospäne aus dunkler Schokolade (so daß
| man kaum und oben garnichts weißes durchsieht).
Da sind wir uns einig ;o)))
| Für jedes Tortenstück oben eine gespritzte Verzierung aus Sahne
| ("Häufchen"), das mittig mit einer Kirsche verziert wird.
Da auch ;o)))
| > Eigentlich nur auf der Suche nach einem schönen Kirschtorten-Bild
| > fand ich dann ein Rezept im Web, das dem, das ich gelegentlich
| > backe, sehr nahe kommt: http://www.hausreger.de.vu/recipe.
| > Stammt von einem Hotel im Schwarzwald und begeisterte meine
| > US-Bekannte ;-)
| Ja, das Bild ist recht original, aber viel zu sparsam mit der
| Schokolade (im Rezept ist 100 g angegeben, das erscheint mir
| durchaus richtig, und ich meine, das müßte viel mehr ergeben..
| wurde die vom Photographen aufgegessen?),
Irgendwie habe ich auch 2 mal hinschauen müssen... stimmt, es fehlen
schon die Schokoraspel !
Und wie gesagt, für mein gaumen ist der Teiganteil viel zu hoch.
| und die Kirsche in der Mitte gehört da auch nicht hin.
Sieht zwar gut aus, aber beim aufteilen wird es schwierig ;o)))
| Das Rezept dürfte so wohl hinkommen; es scheint mir aber ein
| bißchen arg sparsam mit dem Kirschwasser zu sein.
14 Esslöffel, das sind immerhin 210 ml, ein beinahe volles Glas !
Sparsam ist das gerade nicht.
Nein, und das ist gerade der Trick... wenn die Torte z.B. über Nacht
ruht, da verteilt sich richtig das Kirscharoma.
Ich brauche auch nicht die Böden mit Kirschwasser zu betäufeln...
einfach ruhen lassen, da zieht sich schön das Aroma durch den ganzen
Kuchen.
Ist natürlich einfacher da ich eingelegte Kirschen nehme.
Das Aroma ist fein und vollmundig.
Etwas weniger ist da mehr.
| Den Mürbteigboden für untendrunter sollte man weglassen, der
| gehört zum Obstkuchen..
Gerade da nein... der Mürbeteigboden weicht nicht auf, er gehört schon
zur Schwarzwälder Kirschtorte.
Wir brauchen 3 bis 4 Tage um eine Sahnetorte aufzuessen (man wird
älter, isst etwas weniger, und die Kinder sind ausser Haus), und mit
dem Mürbeteigboden kann man bis zum letzten Stück Torte jede Portion
ordentlich auf der Kuchenschaufel nehmen, da fällt nichts ab.
Aber achtung, der Mürbeteigboden soll fein bleiben (nicht mehr als 1
cm), und nur sehr kurz geknetet werden.
Sollte ja nicht hart werden.
Und wenn die Torte über Nacht ruht wird etwas Feuchtigkeit von der
Johannisbeergelee und von dem Kirschkompott aufgenommen...
Zergeht auf der Zunge beim Essen, gibt aber trotzdem einen feinen
"Biss"... ein ganz anderes Gefühl als mit einem Wienerboden.
| Übrigens möchte ich von "Rumtopf-Kirschen" (in Alkohol
| eingelegten) dringend abraten, die schmecken viel zu penetrant
| nach Alkohol, wenn man sie für diesen Zweck verwendet (als Zutat
| für Eissoße sind sie sicher gut, aber für Schwarzwälder zu
| stark).
Und das behauptest-du ohne zwinkern, obwohl dir beinahe ein viertel
Liter Kirschwasser im Rezept als Sparsam erscheint ;o)))
Ist auch wieder eine Geschmackssache, aber auch eine
Zubereitungssache.
Zum einen sollte man diese Torte nicht gleich aufessen.
Besser ist es wenn man ihr etwas Zeit zum ruhen lässt, so über Nacht,
oder bis zur Kaffeezeit vom nächsten Tag.
Wenn man eingelegte Kirschen benutzt, dann kommt es auf der Art und
Weise wie die eingelegt wurden... ich benutze immer nur die älteren
Gläser (d.h. so 8 bis 10 Jahre alte Gläser).
Da schmeckt das alkohol beinahe wie ein Sirup, und die Kirschen haben
eine schöne Farbe die ich schwer beschreiben kann... auf keinen Fall
mehr rot... mehr in Richtung eines sehr alten Port-Weines.
Eingelegte Kirschen als erstes in einer Schale abtropfen lassen,
während man alle Zutaten vorbereitet. Da verflüchtigt sich der letzte
Rest stechendes Alkohol geruch, wenn überhaupt vorhanden.
Torte anschliessend ruhen lassen, da gibt es gar kein Alkohol
beigeschmack, nur das reine Kirscharoma der sich entfaltet hat.
Nur noch im nachhinein kommt das Alkoholgeschmack im Munde zusammen,
so zum Abschluss, es rundet das Gefühl der vollkommenheit ab.
Ein Moment des Glücks und der Zufriedenheit... da könnte die Welt
untergehen, würde ich nicht mitkriegen.
Alles eine Sache der Zutaten und des könnens.
Wie dir sicherlich aufgefallen ist, liebe ich die Schwarzwälder
Torte... ist meine lieblingstorte, wenn nicht überhaupt mein
lieblingsgericht.
Aber es gibt ja nicht nur eine Art und Weise so ein Rezept
fertigzustellen, es soll ja jeder nach seiner Art glücklich werden.
Grüsse vorläufig aus der Normandie
Roland