Discussion:
Fruchtanteil in Marmelade
(zu alt für eine Antwort)
Matthias Opatz
2007-02-07 11:33:16 UTC
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Der Online-SPIEGEL macht sich über eine Händlerwerbung lustig, die
lautet. "Italienische Konfitüre mit 200 % Fruchtanteil".
<http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,grossbild-788884-457617,00.html>

So absurd wie dem SPIEGEL kommt mir das aber gar nicht vor, ein Teil der
Fruchtmasse verkocht doch bei der Herstellung. Ist 200% also möglich?

Matthias
--
Marat wurde zwar ermordet, aber er starb vorher an einer Krankheit, die
ihm sogar das Leben raubte. Prof. Galletti
..... Wer zum Kuckuck ist Galletti? => <http://www.galletti.de/> ......
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Detlef Wirsing
2007-02-07 12:08:51 UTC
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Post by Matthias Opatz
Der Online-SPIEGEL macht sich über eine Händlerwerbung lustig, die
lautet. "Italienische Konfitüre mit 200 % Fruchtanteil".
<http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,grossbild-788884-457617,00.html>
So absurd wie dem SPIEGEL kommt mir das aber gar nicht vor, ein Teil der
Fruchtmasse verkocht doch bei der Herstellung. Ist 200% also möglich?
Selbst wenn Du gar keinen Zucker verwendest, sondern die Früchte ohne
Zusatz verkochst, kann der Fruchtanteil 100% nicht überschreiten. Das
sollte eigentlich einleuchtend sein. Ich vermute, daß ein
Mischungsverhältnis von 2 Gewichtsteilen Obst auf 1 Gewichtsteil
Zucker gemeint ist. Darüber macht sich der Spiegel zu recht lustig.

Mit freundlichen Grüßen
Detlef
Matthias Opatz
2007-02-07 12:24:33 UTC
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Post by Detlef Wirsing
Post by Matthias Opatz
Der Online-SPIEGEL macht sich über eine Händlerwerbung lustig, die
lautet. "Italienische Konfitüre mit 200 % Fruchtanteil".
<http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,grossbild-788884-457617,00.html>
So absurd wie dem SPIEGEL kommt mir das aber gar nicht vor, ein Teil der
Fruchtmasse verkocht doch bei der Herstellung. Ist 200% also möglich?
Selbst wenn Du gar keinen Zucker verwendest, sondern die Früchte ohne
Zusatz verkochst, kann der Fruchtanteil 100% nicht überschreiten.
Dann ist eine Frage, worrauf sich 100 Prozent beziehen - auf die Masse
aller Zutaten oder auf die Masse des Endprodukts. Ich kann mir jedenfalls
gut vorstellen, für 1 Pfund Pflaumenmus zwei Pfund Pflaumen in den Topf
zu hauen (Zucker und Gewürze außerdem). Das ist, bezogen auf die Masse
des Produkt, 200 Prozent.

Matthias
--
Marat wurde zwar ermordet, aber er starb vorher an einer Krankheit, die
ihm sogar das Leben raubte. Prof. Galletti
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Martin Mayer
2007-02-07 12:34:21 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Detlef Wirsing
Post by Matthias Opatz
Der Online-SPIEGEL macht sich über eine Händlerwerbung lustig, die
lautet. "Italienische Konfitüre mit 200 % Fruchtanteil".
<http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,grossbild-788884-457617,00.html>
So absurd wie dem SPIEGEL kommt mir das aber gar nicht vor, ein Teil der
Fruchtmasse verkocht doch bei der Herstellung. Ist 200% also möglich?
Selbst wenn Du gar keinen Zucker verwendest, sondern die Früchte ohne
Zusatz verkochst, kann der Fruchtanteil 100% nicht überschreiten.
Dann ist eine Frage, worrauf sich 100 Prozent beziehen - auf die Masse
aller Zutaten oder auf die Masse des Endprodukts. Ich kann mir jedenfalls
gut vorstellen, für 1 Pfund Pflaumenmus zwei Pfund Pflaumen in den Topf
zu hauen (Zucker und Gewürze außerdem). Das ist, bezogen auf die Masse
des Produkt, 200 Prozent.
Nein, das sind immer noch 100 Prozent. Der Anteil einer Teilmenge am Ganzen
kann per Definitionem nicht größer als 100 Prozent sein. Ich weiß zwar was
du meinst, korrekt ist das aber trotzdem nicht.

Martin
Thomas Pröller
2007-02-07 12:25:49 UTC
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Hallo Detlef,

schon mal Pflaumenmus gekocht?

Die Angabe bei einem Pflaumenmus ist "100 g hergestellt aus 140 g Früchten"
dazu ist noch Zucker dran und ggf. Gewürze.

Die spinnen nicht, wenn sie das so aufs Etikett schreiben. Da wird lediglich
berücksichtigt, wie intensiv das Mus eingekocht wurde.

Ähnliches findest Du auf Salamipackungen, bei denen je nach Qualität steht
"100 g hergestellt aus 140 (160 oder mehr) g Schweinefleisch". Auch hier
wird der Trocknungsgrad als wertgebender Faktor mitgenannt.

Zur Ausgangsfrage von Matthias: Marmelade hat durch EU-Verordnung definierte
Fruchtgehalte. Hier steht mehr dazu:

http://217.160.60.235/BGBL/bgbl1f/bgbl103s2151.pdf

oder in normalen Worten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Konfit%C3%BCre
--
_________________

Mit frischen Grüßen

Thomas Pröller
________________

www.meat-n-more.info
Infodienst Ernährung
Matthias Opatz
2007-02-07 12:45:20 UTC
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Post by Thomas Pröller
Zur Ausgangsfrage von Matthias: Marmelade hat durch EU-Verordnung definierte
Fruchtgehalte.
Das sind aber *Mindest*anforderungen, die nach oben offen sind.

Matthias
--
Marat wurde zwar ermordet, aber er starb vorher an einer Krankheit, die
ihm sogar das Leben raubte. Prof. Galletti
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Roland Brügel
2007-02-07 13:43:23 UTC
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Post by Matthias Opatz
Post by Thomas Pröller
Zur Ausgangsfrage von Matthias: Marmelade hat durch EU-Verordnung definierte
Fruchtgehalte.
Das sind aber *Mindest*anforderungen, die nach oben offen sind.
Matthias
Meines Wissens ist das noch nicht so alt, bin mir ziemlich sicher dass
vor wenigen Jahren noch eine Obergrenze gab. Offenbar fand nicht nur ich
das widersinnig, jedenfalls fand ich in der aktuellen Verordnung keine
Obergrenze mehr.

Roland
Petra Hildebrandt
2007-02-07 13:03:13 UTC
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Am Wed, 7 Feb 2007 13:25:49 +0100
Post by Thomas Pröller
Die Angabe bei einem Pflaumenmus ist "100 g hergestellt aus 140 g
Früchten" dazu ist noch Zucker dran und ggf. Gewürze.
Die spinnen nicht, wenn sie das so aufs Etikett schreiben. Da wird
lediglich berücksichtigt, wie intensiv das Mus eingekocht wurde.
dennoch ist hier allein der Glasinhalt mit 100 % gleichzusetzen und
da steht auch nicht drauf mit 200 % Früchten, weil das mathematischer
Blödsinn wäre. Gesamtmenge 1 Glasinhalt (oder wie immer die ihren
Fruchtaufstrich verpacken - denn es ist dann weder Konfitüre noch
Marmelade) = 100 %. Punkt.

Die Prozente beziehen sich schließlich auf den _Anteil_ im Endprodukt,
und da ist es ziemlich irrelevant wieviel Rohgewicht du als
Ausgangsmasse hast. Da könntest Du bestenfalls mit sowas wie zweifach
konzentriert (vergleichsweise Tomatenmark) argumentieren - oder eben
korrekt reinschreiben, aus wieviel Frucht das Ganze hergestellt ist,
gerade dafür ist ja sowas wie Zwetschgen- oder Pflaumenmus ein gutes
Beispiel. 100% Frucht wären da eben, nur Früchte kein Zucker. Wieviel
Wasser du da noch rausgedampft hast spielt bei der Deklaration keine
Rolle, ausser Du hast welches zugegeben dabei.

Viele Grüsse

Petra
--
www.foodfreak.de
Thomas Pröller
2007-02-07 13:50:58 UTC
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Liebe Petra,

das ist schön (und richtig) was Du schreibst.

Aber was willst Du mir damit sagen?

Habe ich "%" geschrieben?

Kann ich zumindest in meiner Mail nicht finden. Hast Du ja auch selber so
zitiert.
--
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Mit frischen Grüßen

Thomas Pröller
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Infodienst Ernährung
Konrad Wilhelm
2007-02-07 17:02:25 UTC
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On Wed, 7 Feb 2007 14:03:13 +0100, Petra Hildebrandt
Post by Petra Hildebrandt
Die Prozente beziehen sich schließlich auf den _Anteil_ im Endprodukt,
und da ist es ziemlich irrelevant wieviel Rohgewicht du als
Ausgangsmasse hast.
Sehe ich genau so. Die gesamte Ausgangsmasse ist bedeutungslos.
Wichtig ist nur die Masse der Komponente, die du angibst.
Z. B.: Menge des Endproduktes im Glas: 450 g. Menge der verwendeten
Früchte: 900 g. Daraus kann man dann den Fruchtprozentsatz ausrechnen,
ganz wie du vorgeschlagen hast.

k.
--
Konrad Wilhelm <***@web.de>
Südstr. 3, D48329 Havixbeck
Thomas Pröller
2007-02-07 18:08:24 UTC
Permalink
Hartnäckig und raffiniert im Widerspruch ;-)

Willst Du Petra ärgern Konrad?

Hast aber recht, 200 % Frucht im Pflaumenmus macht es erst richtig lecker!
--
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Mit frischen Grüßen

Thomas Pröller
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Konrad Wilhelm
2007-02-07 20:22:15 UTC
Permalink
On Wed, 7 Feb 2007 19:08:24 +0100, "Thomas Pröller"
Post by Thomas Pröller
Hartnäckig und raffiniert im Widerspruch ;-)
Willst Du Petra ärgern Konrad?
Hast aber recht, 200 % Frucht im Pflaumenmus macht es erst richtig lecker!
Um mal von Pflaumenmus zu reden: der wird wohl nicht so stark
eingekocht sein. Aber dieser tschechische schwarze Powidl, den man
quasi aus dem Glase rausmeißeln muss, bei dem könnte es schon
hinkommen.

k.
--
Konrad Wilhelm <***@web.de>
Südstr. 3, D48329 Havixbeck
Thomas Pröller
2007-02-08 16:29:27 UTC
Permalink
Hast recht, Konrad, beim Pflaumenmus sind es meist nur um die 140 "%". Aber
die müssen es schon wenigstens sein.
--
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Mit frischen Grüßen

Thomas Pröller
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Cornelius Rosenschon
2007-02-08 17:05:59 UTC
Permalink
Hi Thomas,
Post by Thomas Pröller
Hast recht, Konrad, beim Pflaumenmus sind es meist nur um die 140 "%". Aber
die müssen es schon wenigstens sein.
du bist doch auch Wurstexperte: Haben Weißwürste und Wollwürste das
gleiche Brät?

Gruß, Conny
Thomas Pröller
2007-02-09 08:57:19 UTC
Permalink
Hallo Conny,

im Prinzip haben Weißwürste und Wollwürste nicht das gleiche Brät. Echte
"Münchener Weißwürste" haben, auch wenn Sie nicht aus München kommen, einen
Anteil an Häutelzeug* und gehackte Petersilie. Dazu kommt oftmals etwas
Zwiebel in die Weißwurst. Wollwürste, Geschwollene oder Oberländer enthalten
dagegen oben genannten, auch schmeck- und sichtbaren Zutaten nicht.

* Häutelzeug ist bißfest vorgegartes Bindegewebe, das fein aber nicht zu
fein gewolft unter das Brät gezogen wird. Klassisch war mal dafür u.a. Häute
von Kalbsfuß oder Kalbskopf. Heute werden schon aus Kostengründen
Schweineschwarten verwendet. Das eingearbeitete Häutelzeug macht die
Weißwurst saftiger und lockerer und etwas "leimig".

Wollwürste und Co sind im Prinzip aus dem gleichen Brät hergestellt wie
Gelbwürste. Früher haben Metzger an etwas ruhigeren Tagen (Wochenanfang) auf
Basis des Gelbwurstbrätes eine ganze Reihe von Würsten und Würstchen
hergestellt:

- natürlich die Gelbwurst als Aufschnittartikel im "gelben" Darm

- Das Brät in der Leberkäsform gebacken wurde Kalbskäs'

- in den Saitling gefüllt und gebrüht entstanden Kalbsbratwürste

- im Schweinsdarm war es eine Feine Bratwurst

- ohne Darm wurden Geschwollene, Oberländer oder Wollwürste daraus

und

- mit Scharte, Petersilie und etwas geriebener Zwiebel im Schweinsdarm eine
Münchener Weißwurst.

Zum Wochenende zu wurde dann für diese einzelnen Wurstsorten auch ein
jeweils spezifisches (eigenständigeres) Brät gekuttert.

Die Leitsätze für Fleisch- und Wurstwaren nennen demnach die meisten o.g.
Wurstsorten mit eigenen Kapiteln = Leitsatzziffern

Hoffe gedient zu haben.
--
_________________

Mit frischen Grüßen

Thomas Pröller
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Infodienst Ernährung
Roland Brügel
2007-02-09 10:29:02 UTC
Permalink
Post by Thomas Pröller
Hallo Conny,
im Prinzip haben Weißwürste und Wollwürste nicht das gleiche Brät. Echte
"Münchener Weißwürste" haben, auch wenn Sie nicht aus München kommen, einen
Anteil an Häutelzeug* und gehackte Petersilie. Dazu kommt oftmals etwas
Zwiebel in die Weißwurst. Wollwürste, Geschwollene oder Oberländer enthalten
dagegen oben genannten, auch schmeck- und sichtbaren Zutaten nicht.
* Häutelzeug ist bißfest vorgegartes Bindegewebe, das fein aber nicht zu
fein gewolft unter das Brät gezogen wird. Klassisch war mal dafür u.a. Häute
von Kalbsfuß oder Kalbskopf. Heute werden schon aus Kostengründen
Schweineschwarten verwendet. Das eingearbeitete Häutelzeug macht die
Weißwurst saftiger und lockerer und etwas "leimig".
Wollwürste und Co sind im Prinzip aus dem gleichen Brät hergestellt wie
Gelbwürste. Früher haben Metzger an etwas ruhigeren Tagen (Wochenanfang) auf
Basis des Gelbwurstbrätes eine ganze Reihe von Würsten und Würstchen
- natürlich die Gelbwurst als Aufschnittartikel im "gelben" Darm
- Das Brät in der Leberkäsform gebacken wurde Kalbskäs'
- in den Saitling gefüllt und gebrüht entstanden Kalbsbratwürste
- im Schweinsdarm war es eine Feine Bratwurst
- ohne Darm wurden Geschwollene, Oberländer oder Wollwürste daraus
und
- mit Scharte, Petersilie und etwas geriebener Zwiebel im Schweinsdarm eine
Münchener Weißwurst.
Zum Wochenende zu wurde dann für diese einzelnen Wurstsorten auch ein
jeweils spezifisches (eigenständigeres) Brät gekuttert.
Die Leitsätze für Fleisch- und Wurstwaren nennen demnach die meisten o.g.
Wurstsorten mit eigenen Kapiteln = Leitsatzziffern
Hoffe gedient zu haben.
Man nimmt einen Teil für Geschwollene, einen Teil für Weißwürste.
Bei den Weißwürsten je nach Laune noch etwas Schwarte, Petersilie,
Wasser, etc. dazu.

Bleibt für mich im Prinzip immer noch das gleiche Brat. Aber man mag das
meinetwegen auch anders sehn ;)

Roland
Cornelius Rosenschon
2007-02-09 10:58:05 UTC
Permalink
Hi Thomas,
Post by Thomas Pröller
Hoffe gedient zu haben.
Wie erwartet, bestens! Danke :-)

Gruß Conny

Konrad Wilhelm
2007-02-07 13:38:24 UTC
Permalink
On Wed, 07 Feb 2007 13:08:51 +0100, Detlef Wirsing
Post by Detlef Wirsing
Selbst wenn Du gar keinen Zucker verwendest, sondern die Früchte ohne
Zusatz verkochst, kann der Fruchtanteil 100% nicht überschreiten.
Ich hätte eigentlich keine Schwierigkeiten, von 200 % Fruchtanteil zu
sprechen, wenn aus 2 kg Früchten 1 kg Produkt entsteht.

Ist bei Powidl z. B. durchaus möglich.

k.
--
Konrad Wilhelm <***@web.de>
Südstr. 3, D48329 Havixbeck
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