Discussion:
Hoba
(zu alt für eine Antwort)
Daniela Duerbeck
2009-10-15 22:33:11 UTC
Permalink
Hi!

Ich habe kürzlich das Buch "Föhnlage, ein Alpenkrimi" von Jörg Maurer
gelesen. (Ich fand das Buch übrigens extrem amüsant. Es ist spannend,
enthält aber auch sehr viele bissige, satirische Züge. Dicke Empfehlung!).
Aber das nur nebenbei. Im Buch wurde ein Gericht namens "Hoba" erwähnt,
im Anhang ist das Rezept zu finden.

Ich hab das Buch gerade verliehen, daher nur kurz aus dem Gedächtnis
umrissen: Drei Tage alte, gekochte, zerstampfte Kartoffeln mit Mehl in
einer heißen Pfanne ständig zerteilen und wenden. Am Schluß entstehen
"goldene Kügelchen". Dann mußten noch Butterflöckchen dazu.
Kennt das wer? Im Buch stand, es wäre bislang nur mündlich überliefert
und nun zum ersten Mal aufgeschrieben worden.

Viele Grüße von Dani

P.S: Und warum müssen die Kartoffeln drei Tage vorher gekocht werden?
Rene Gagnaux
2009-10-16 06:50:32 UTC
Permalink
Hallo Daniela

On Fri, 16 Oct 2009 00:33:11 +0200, Daniela Duerbeck
Post by Daniela Duerbeck
Ich habe kürzlich das Buch "Föhnlage, ein Alpenkrimi" von Jörg Maurer
gelesen. (Ich fand das Buch übrigens extrem amüsant. Es ist spannend,
enthält aber auch sehr viele bissige, satirische Züge. Dicke Empfehlung!).
Aber das nur nebenbei. Im Buch wurde ein Gericht namens "Hoba" erwähnt,
im Anhang ist das Rezept zu finden.
Ich hab das Buch gerade verliehen, daher nur kurz aus dem Gedächtnis
umrissen: Drei Tage alte, gekochte, zerstampfte Kartoffeln mit Mehl in
einer heißen Pfanne ständig zerteilen und wenden. Am Schluß entstehen
"goldene Kügelchen". Dann mußten noch Butterflöckchen dazu.
Kennt das wer? Im Buch stand, es wäre bislang nur mündlich überliefert
und nun zum ersten Mal aufgeschrieben worden.
"Hoba" ist wohl eine lokale Namensgebung. Was Du das beschreibst, ist in
den Graubünden als Maluns, oder allgemein in anderen Kantonen als
Kartoffelribel bekannt:

MMMMM----- Recipe via Meal-Master (tm) v8.06

Title: Maluns, Kartoffelribel (*)
Categories: Kartoffel, Schweiz
Yield: 4 Servings

800 g Gschwellti; (**)
200 g Mehl; kann bis auf
280 g Mehl; erhoeht werden
100 g Butter; kann bis auf
160 g Butter; erhoeht werden (***)
Salz

MMMMM----------------------------REF---------------------------------
- Rene Gagnaux
- nach trad. Rezepte
- aus Graubuenden

(*) im Engadiner auch micluns genannt

(**) Gschwellti: Pellkartoffeln. Wichtig: am Vortag - besser waere
zwei Tage vorher - die Kartoffeln in der Schale nicht zu weich kochen.

(***) Sehr mehlige Kartoffeln benoetigen mehr Butter

Kartoffeln schaelen und raffeln (Roestiraffel). Mehl unter die
Kartoffeln mischen. Nach Wunsch salzen.

Butter in einer nicht klebenden Pfanne schmelzen, Kartoffelmasse
beigeben und unter staendigem Wenden und Stochern etwa zwanzig
Minuten braten, bis kleine Kuegelchen entstehen.

Sehr wichtig: Maluns muss UNBEDINGT frisch zubereitet werden.

Maluns passt zu Fruechtekompott oder, wie frueher, zu Milchkaffee zum
Fruehstueck. Auch ein Stueck Kaese passt gut dazu, als Getraenk dann
ein Buendner Herrschaeftler (Maienfelder, Jeninser, Flaescher).

MMMMM

MMMMM----- Recipe via Meal-Master (tm) v8.06

Title: Spezialitaet: Wie wird Ribel zubereitet?
Categories: Mais, Ribel, Schweiz
Yield: 1 Text

Ribel

MMMMM----------------------------REF---------------------------------
- UZ, 19. Januar 2002
- Erfasst von Rene Gagnaux

:> Gerne haette ich das Rezept fuer Ribel. So viel ich
:> weiss, wird das Gericht mit gekochten Kartoffeln
:> hergestellt und zum Schluss gebraten. Ich glaube, man
:> kann es auch in Glaeser abfuellen und einige Tage
:> konservieren. Es soll sich um eine Glarner oder Buendner
:> Spezialitaet handeln.

Urs und Susi Froehling: Ribel kommt von Ribeli und ribeln, das
bedeutet roesten, bis Kruemel entstehen. Wir kennen Schweizer
Spezialitaeten, die bei der Zubereitung geribelt werden.

Doch nur eine bestimmte Spezialitaet heisst auch Ribel, jene, die im
Rheintal und auch in der Linthebene (also in der Ostschweiz) aus
Ribelmehl zubereitet wird. Die Bezeichnung Rheintaler Ribel ist
uebrigens eine geschuetzte Bezeichnung und im GBU eingetragen.

Das Gericht Ribel wird oft auch Tuerggenribel genannt. Tuerggen ist
in der Ostschweiz das Wort fuer Mais. Ribelmehl wird denn auch aus
einer alten, speziellen Essmaissorte, also aus einem Getreide
hergestellt.

Auch im Engadin kennt man ein Polentamaluns (romanisch: Migluns da
pulenta). Dieses Gericht kommt auch im Glarnerland vor. Im
benachbarten Oesterreich wird es als Griessschmarren gegessen. Ein
anderes, aus Kartoffeln zubereitetes Gericht wird auch geribelt. Man
nennt es Maluns.

Kartoffeln, Mais und Mehl waren die Grundnahrungsmittel im
Buendnerland und in der Ostschweiz. Deshalb auch die verschiedenen
Rezepte.

Ribel: 300 g Ribelmehl mit 100 g Weissmehl (oder Hartweizengries)
vermischen. drei dl gesalzenes, kochend heisses Wasser unterruehren,
bis sich Ribel bilden. Eine Stunde ruhen lassen (eventuell wurde die
Masse frueher auch in ein Glas abgefuellt und ueber Nacht zum
Aufquellen stehen gelassen).

Butter in einer Bratpfanne erwaermen und die Ribel darin roesten, bis
sie braeunlich werden, wobei nach und nach mehr Butter beigemischt
wird. Waehrend zirka 20 Minuten weiterribeln, bis feine Kruemelchen
entstehen.

Dieses Rezept stammt aus dem Buch "Sangaller Chuchi". Darin ist zu
lesen: "Ribel ist eine uralte Speise, die man vor allem im
rhaetischen Alpenteil kennt. Der Ribel wird vorzugsweise gemeinsam
aus der auf den Tisch gestellten Pfanne gegessen. Es ist Brauch, dass
man den Loeffel voll Ribel in den Milchkaffe taucht und dann in den
Mund schiebt. Oft wird auch Sauerkaese dazu gegessen."

Maluns: 1,2 kg am Vortag gekochte Kartoffeln wie fuer Roesti raffeln
und salzen. Mit 400 g Mehl sehr gut vermischen. In einer Bratpfanne
etwa 40 Minuten unter staendigem Stochern roesten, dabei nicht zu
viel Butter auf einmal beigeben, sondern nach und nach, sonst wird
der Maluns hart. Wenn das Ganze in kleine, flockige, weiche
hellbraune Stueckchen zerfaellt, ist der Maluns fertig. Dieses Rezept
stammt aus dem Buch "aechti Schwizer Chuchi". Darin steht dazu
Folgendes: "Dieses Gericht erfordert viel Sorgfalt und
Aufmerksamkeit. Nie braten, nur roesten. Der Maluns wird zum Beispiel
mit Apfelmus und Alpkaese serviert, und dazu passen Milchkaffee oder
Veltliner."

MMMMM
Post by Daniela Duerbeck
P.S: Und warum müssen die Kartoffeln drei Tage vorher gekocht werden?
Weil die Beschaffenheit besser wird, wenn die Kartoffeln mindestens am
Vortag in der Schale gekocht worden sind. Ist auch bei Rösti sehr wichtig,
wenn man Rösti ab gekochten Kartoffeln zubereitet.

Salut
René
--
Die hier verwendete Absenderadresse könnte nur
kurzfristig existieren. Um mich sicher zu erreichen
bitte an ReneOnNews AT renegagnaux PUNKT ch schreiben.

www.renegagnaux.ch
Ludger Averborg
2009-10-16 08:36:41 UTC
Permalink
On Fri, 16 Oct 2009 00:33:11 +0200, Daniela Duerbeck
Post by Daniela Duerbeck
P.S: Und warum müssen die Kartoffeln drei Tage vorher gekocht werden?
Beim Brotbacken verkleistert die Stärke aus dem Mehl: sie lagert große
Mengen Wasser in ihr gefüge ein. Wenn das Brot etwas liegt, wird ein
Teil des Wassers wieder aus dem Stärkegitter ausgeschieden
(Retrogradation) - das Brot wird altbacken, nicht mehr so weich und
bindig sondern eher fest und krümelig.(*)

Genau der gleiche Effekt findet beim Liegenlassen von Kartoffeln
statt.

Ich koch die Kartoffeln für Rösti (oder für Klöße, für Quarkkeilchen,
...) immer einen Tag vorher, sie lassen sich dann viel besser
verarbeiten. Wenn ich fein zerteilte Kartoffeln brauche, presse ich
die heiß durch die Kartoffelpresse und lass dann die gepressten
Kartoffeln bis zum nächsten Tag stehen.

(*) Mehr erzählt Wikipedia unter "Stärke"

l.

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