Christina Philipp
2007-02-25 19:10:07 UTC
MMMMM----- 'Kalorio V2.01' (reg.) nach Meal-Master
Title: Abgepacktes Fleisch - Verdacht auf Irrefuehrung (Info)
Categories: Information, Fleisch, Einkaufen
Servings: 1 Text
1 Info
von Najette Dworeck
MMMMM------------------------QUELLE-------------------------------
- Servicezeit: Essen &
- Trinken - Kostprobe,
- WDR 16.02.2007
- Erfasst von Christina Phil
Die Zahl der Verbraucher, die ihre Lebensmittel bei Discountern wie
Aldi oder Lidl kaufen, steigt stetig. Als Reaktion auf die wachsende
Nachfrage haben diese ihr Angebot erweitert. So wird seit einiger
Zeit auch frisches Fleisch - unter Schutzgasatmosphaere in
Kunststoffschalen verpackt - angeboten. Dabei bemerken die Kunden
oft nicht, dass einige Produkte aus der Frischfleischtheke mit
gesundheitlich bedenklichen Zusatzstoffen vorbehandelt werden.
Obwohl solche Produkte seit Jahren vertrieben werden, erfolgte
bislang keine Beanstandung durch die Lebensmittelueberwachung. Die
Experten der Bundesforschungsanstalt fuer Ernaehrung und
Lebensmittel befuerchten hier aber dennoch eine Irrefuehrung des
Verbrauchers.
_Kuechenfertig zubereitet_
In der Frischfleischtheke der Discounter wie Aldi oder Lidl findet
man neben frischem Fleisch auch solche Fleischprodukte, die mit
Zusatzstoffen versetzt sind. In der Regel handelt es sich dabei um
Rindfleisch. Dabei unterscheidet sich die Aufmachung der Packungen
auf den ersten Blick kaum. Nur bei genauem Hinschauen erkennt man
den klein gedruckten Hinweis "kuechenfertig zubereitet". Diese Ware
ist - im Gegensatz zum Frischfleisch - mit Zusatzstoffen behandelt
worden. Optisch ist es jedoch von Frischfleisch nicht zu
unterscheiden - es sieht aus wie Frischfleisch, also wird es auch
von den Herstellern so bezeichnet.
_Fleischzubereitung oder Frischfleisch_
Laut dem Verstaendnis der Experten der Bundesforschungsanstalt fuer
Ernaehrung und Lebensmittel in Kulmbach handelt es sich bei derartig
behandeltem Fleisch nicht um Frischfleisch. Sie stellen vielmehr
klar, dass es sich nach dem Gesetz um eine "Fleischzubereitung"
handele. Dr. Guenther Hammer: "Eine Fleischzubereitung ist ein
Fleischerzeugnis. Frischfleisch dagegen ist frisches Fleisch, nichts
anderes."
_Offizielle Definitionen_
In der EU-Verordnung 853/2004 findet man eine eindeutige Definition
zum Thema Fleisch. Danach ist frisches Fleisch beschrieben als
"Fleisch, das zur Haltbarmachung ausschliesslich gekuehlt, gefroren
oder schnellgefroren wurde, einschliesslich vakuumverpacktes oder in
kontrollierter Atmosphaere umhuelltes Fleisch".
Eine Fleischzubereitung ist nach der Verordnung "frisches Fleisch,
einschliesslich Fleisch, das zerkleinert wurde, dem Lebensmittel,
Wuerzstoffe oder Zusatzstoffe zugegeben wurden oder das einem
Bearbeitungsverfahren unterzogen wurde, das nicht ausreicht, die
innere Muskelfaserstruktur des Fleisches zu veraendern und so die
Merkmale frischen Fleisches zu beseitigen".
Bei Fleisch, das auf der Verpackung die Aufschrift "kuechenfertig
zubereitet" traegt, handelt es sich nach diesen Definitionen um eine
Fleischzubereitung und nicht um frisches Fleisch.
_Moegliche Irrefuehrung des Verbrauchers_
Nach Ansicht von Dr. Guenther Hammer duerften Fleischzubereitungen
nicht in einer mit "Frischfleisch" gekennzeichneten Theke liegen.
Keinesfalls gehoerten Fleischerzeugnisse in eine solche Theke.
Ansonsten koennte der Kunde getaeuscht werden. Denn wo er frisches
Fleisch erwarte, koenne es sich tatsaechlich um Fleischzubereitungen
handeln. Servicezeit: Essen & Trinken fragte einige Kunden der
Discounter, was sie unter dem Begriff "kuechenfertig zubereitet"
verstehen. Viele der Befragten meinten, dass es sich bei derart
gekennzeichnetem Fleisch um bereits geschnittenes Fleisch handele.
Unerwuenschtes Fett, Bindegewebe und unnoetige Fleischfasern waeren
bereits abgetrennt. Es saehe immerhin aus wie frisches Fleisch. Nur
die wenigsten Kunden wussten, dass die Bezeichnung ueber eine
Behandlung des Fleisches mit chemischen Stoffen Auskunft gibt.
_Unscheinbare Kennzeichnung_
Zwar erfolgt die Kennzeichnung der Hersteller auf der Packung in
aller Regel gesetzesgemaess, vielfach jedoch sehr unscheinbar. Beim
Einkauf koennen die Hinweise leicht uebersehen werden. Haeufig
entdeckt man erst beim Umdrehen der Verpackung die Liste der
Zutaten. Dabei finden sich in den Zubereitungen beispielsweise
Saeureregulatoren, Antioxidationsmittel, Gewuerze und Aromastoffe.
Warum Fleisch so behandelt wird, erklaert Dr. Guenther Hammer: "Man
verwendet Saeureregulatoren, um das Bakterienwachstum in
Fleischerzeugnissen einzuschraenken. Bei Frischfleisch sind solche
Zutaten nicht erlaubt. Die Saeureregulatoren entwickeln natuerlich
einen sauren Geschmack, dazu ist es dann ganz guenstig, dass man
Zucker oder irgendeinen anderen Stoff spaeter noch hinzugibt. Warum
ein Fleischerzeugnis auch noch ein Aroma enthalten muss, ist mir
nicht begreiflich."
_Beim Hersteller nachgefragt_
Auf Anfrage beim Marktfuehrer der Rindfleischzubereitungen in NRW -
der Firma Toennies bei Rheda - erklaerte man uns, dass die
Behandlung dazu diene, eine standardisierte, also konstante
Qualitaet beim Rindfleisch zu erhalten. Im Internetauftritt der
Firma wird dazu folgende Erklaerung abgegeben: "Bei der
kuechenfertigen Zubereitung wird das Fleisch unter Zugabe von
Speisesalz und Wuerze zur Stabilisierung der Farbe veredelt.
Hierdurch erreichen wir einen optimalen Geschmacks- und
Zartheitsgrad, der die hohen Verbraucheransprueche nach einer
moeglichst gleich bleibenden Qualitaet am besten gerecht wird.
Naturgegebene Schwankungen in der Geschmacks- und
Zartheitsauspraegung koennen so leichter ausgeglichen werden und
entsprechen somit der Verbrauchererwartung."
_Ein klarer Geschmacksunterschied_
Kann man die Fleischzubereitung vom unbehandelten, frischen Fleisch
sensorisch unterscheiden? Metzgermeister Josef Haida probierte es
fuer uns zusammen mit Dr. Guenther Hammer aus. Fuer den Test wurden
eine Fleischzubereitung sowie frisches Fleisch bei gleicher
Temperatur und ohne jegliche Wuerzung gegart.
Zuerst wurde deutlich, dass beim Frischfleisch deutlich mehr
Bratensaft ausgetreten war. Fuer die ausgewiesenen Fleischexperten
liegt es daran, dass das in den Fleischzubereitungen enthaltene Salz
das Wasser gebunden hat. Zudem erkannte man beim Aufschneiden der
Steaks einen weiteren klaren Unterschied: Das Frischfleisch hatte
eine deutlich rotere Farbe als die Fleischzubereitung. Auch hier
koenne das enthaltene Salz verantwortlich sein, erklaerten Dr.
Guenther Hammer und Josef Haida.
Auch in punco Geschmack unterschieden sich die beiden Fleischstuecke
nach Meinung der Experten. Metzgermeister Josef Haida: "Ich schmecke
deutlich das Salz. Ausserdem laesst sich eine gewisse Saeure
schmecken. Mit Frischfleisch ist das nicht vergleichbar. Der
typische Charakter fehlt mir."
_Hersteller bleibt uneinsichtig_
Trotz dieser Unterschiede besteht die Firma Toennies (zum Beispiel
Marke Tillmanns), groesster Hersteller dieser Rindfleischprodukte,
weiterhin darauf, dass es sich um Frischfleisch handele. Dass diese
Produkte in der mit Frischfleisch gekennzeichneten Theke liegen, sei
legitim. Nach mehreren Anfragen wurde uns ein Interview in Aussicht
gestellt. Vor der Kamera wollte man sich dann aber schliesslich doch
nicht aeussern. Angesichts der eindeutigen Gesetzeslage ist diese
Reaktion unverstaendlich.
_Aldi informiert_
Aldi-Sued reagierte dagegen auf unsere Anfrage. Hier will man die
"kuechenfertig zubereitete" Ware kuenftig deutlicher kennzeichnen.
Zitat aus einem Anschreiben an die Autorin: "Eine Irrefuehrung im
juristischen Sinne besteht nicht. Dennoch werden wir im Sinne eines
umfassenden Informationsangebotes zukuenftig unsere Preisschilder
durch den Aufdruck "kuechenfertig zubereitet" ergaenzen. Darueber
hinaus wurde die zurzeit ausliegende Frischfleischausgabe von "ALDI
informiert" wie auch unser Kundenmagazin "ALDI inspiriert" bereits
mit entsprechenden Kennzeichnungen der Fleischzubereitungen
aktualisiert." Die erwaehnten Ausgaben von "Aldi informiert" liegen
ab Maerz in allen Filialen.
Die Discounterkette Lidl dagegen hat bis dato auf unsere Anfragen
nicht reagiert.
_Arbeitskreis des Bundesministeriums_
Auch das Bundesministerium fuer Ernaehrung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz hat sich der Problematik inzwischen angenommen. So
soll jetzt ein Arbeitskreis unter Beteiligung von Dr. Guenther
Hammer gebildet werden, der die Abgrenzung von Fleischzubereitungen
und frischem Fleisch klarer regeln soll. Ob die aktuelle
Kennzeichnungspraxis tatsaechlich zu einer Irrefuehrung des
Verbrauchers fuehrt oder nicht, wird hier ebenfalls thematisiert
werden.
Unser Tipp: Verbraucher, die Fleisch ohne Zusatzstoffe bevorzugen,
sollten beim Kauf von abgepackter Ware genau hinschauen: Bei
frischem, unbehandeltem Fleisch steht keine weitere Zutat auf dem
Etikett, weder vorne noch hinten.
_Weitere Informationen_
*
http://www.bfel.de/cln_045/nn_784468/DE/forschung/kulmbach/kulmbach_
_node.html__nnn=true
Bundesforschungsanstalt fuer Ernaehrung und Lebensmittel, Standort
Kulmbach
*
http://europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/dat/2004/l_139/l_13920040430d
e00550205.pdf
VERORDNUNG (EG) NR. 853/2004 DES EUROPAeISCHEN PARLAMENTS UND DES
RATES vom 29. April 2004 mit spezifischen Hygienevorschriften fuer
Lebensmittel tierischen Ursprungs, PDF-Datei (501 KB)
*
http://www.bmelv.de/cln_045/DE/00-Home/__Homepage__node.html__nnn=tr
ue
Bundesministerium fuer Ernaehrung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
_Links_
*
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20061110/b_2.phtml
Test: Etiketten von Fleisch aus Kuehltheken
(Servicezeit: Essen & Trinken vom 10. November 2006)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20050117/b_4.phtml
Neue Garmethoden
(Servicezeit: Kostprobe vom 17. Januar 2005)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040510/b_4.phtml
Kuechentipps: Rindfleisch
(Servicezeit: Kostprobe vom 10. Mai 2004)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040119/b_1.phtml
Lebensmittelskandale: Panik - und was dann?
(Servicezeit: Kostprobe vom 19. Januar 2004)
*
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20060210/b_5.phtml
Neue Meldestelle fuer Missstaende in der Lebensmittelbranche
(Servicezeit: Essen & Trinken vom 10. Februar 2006)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040426/b_5.phtml
Schnitzelreport: Der wahre Preis eines Schnitzels
(Servicezeit: Kostprobe vom 26. April 2004)
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20070216/b_3.phtml
:Stichwort : Info
:Stichwort : Fleisch
:Erfasser : Christina Philipp
:Erfasst am : 25.02.2007
:Letzte Aender. : 25.02.2007
:Quelle : Servicezeit: Essen & Trinken - Kostprobe,
:Quelle : WDR 16.02.2007
MMMMM
Title: Abgepacktes Fleisch - Verdacht auf Irrefuehrung (Info)
Categories: Information, Fleisch, Einkaufen
Servings: 1 Text
1 Info
von Najette Dworeck
MMMMM------------------------QUELLE-------------------------------
- Servicezeit: Essen &
- Trinken - Kostprobe,
- WDR 16.02.2007
- Erfasst von Christina Phil
Die Zahl der Verbraucher, die ihre Lebensmittel bei Discountern wie
Aldi oder Lidl kaufen, steigt stetig. Als Reaktion auf die wachsende
Nachfrage haben diese ihr Angebot erweitert. So wird seit einiger
Zeit auch frisches Fleisch - unter Schutzgasatmosphaere in
Kunststoffschalen verpackt - angeboten. Dabei bemerken die Kunden
oft nicht, dass einige Produkte aus der Frischfleischtheke mit
gesundheitlich bedenklichen Zusatzstoffen vorbehandelt werden.
Obwohl solche Produkte seit Jahren vertrieben werden, erfolgte
bislang keine Beanstandung durch die Lebensmittelueberwachung. Die
Experten der Bundesforschungsanstalt fuer Ernaehrung und
Lebensmittel befuerchten hier aber dennoch eine Irrefuehrung des
Verbrauchers.
_Kuechenfertig zubereitet_
In der Frischfleischtheke der Discounter wie Aldi oder Lidl findet
man neben frischem Fleisch auch solche Fleischprodukte, die mit
Zusatzstoffen versetzt sind. In der Regel handelt es sich dabei um
Rindfleisch. Dabei unterscheidet sich die Aufmachung der Packungen
auf den ersten Blick kaum. Nur bei genauem Hinschauen erkennt man
den klein gedruckten Hinweis "kuechenfertig zubereitet". Diese Ware
ist - im Gegensatz zum Frischfleisch - mit Zusatzstoffen behandelt
worden. Optisch ist es jedoch von Frischfleisch nicht zu
unterscheiden - es sieht aus wie Frischfleisch, also wird es auch
von den Herstellern so bezeichnet.
_Fleischzubereitung oder Frischfleisch_
Laut dem Verstaendnis der Experten der Bundesforschungsanstalt fuer
Ernaehrung und Lebensmittel in Kulmbach handelt es sich bei derartig
behandeltem Fleisch nicht um Frischfleisch. Sie stellen vielmehr
klar, dass es sich nach dem Gesetz um eine "Fleischzubereitung"
handele. Dr. Guenther Hammer: "Eine Fleischzubereitung ist ein
Fleischerzeugnis. Frischfleisch dagegen ist frisches Fleisch, nichts
anderes."
_Offizielle Definitionen_
In der EU-Verordnung 853/2004 findet man eine eindeutige Definition
zum Thema Fleisch. Danach ist frisches Fleisch beschrieben als
"Fleisch, das zur Haltbarmachung ausschliesslich gekuehlt, gefroren
oder schnellgefroren wurde, einschliesslich vakuumverpacktes oder in
kontrollierter Atmosphaere umhuelltes Fleisch".
Eine Fleischzubereitung ist nach der Verordnung "frisches Fleisch,
einschliesslich Fleisch, das zerkleinert wurde, dem Lebensmittel,
Wuerzstoffe oder Zusatzstoffe zugegeben wurden oder das einem
Bearbeitungsverfahren unterzogen wurde, das nicht ausreicht, die
innere Muskelfaserstruktur des Fleisches zu veraendern und so die
Merkmale frischen Fleisches zu beseitigen".
Bei Fleisch, das auf der Verpackung die Aufschrift "kuechenfertig
zubereitet" traegt, handelt es sich nach diesen Definitionen um eine
Fleischzubereitung und nicht um frisches Fleisch.
_Moegliche Irrefuehrung des Verbrauchers_
Nach Ansicht von Dr. Guenther Hammer duerften Fleischzubereitungen
nicht in einer mit "Frischfleisch" gekennzeichneten Theke liegen.
Keinesfalls gehoerten Fleischerzeugnisse in eine solche Theke.
Ansonsten koennte der Kunde getaeuscht werden. Denn wo er frisches
Fleisch erwarte, koenne es sich tatsaechlich um Fleischzubereitungen
handeln. Servicezeit: Essen & Trinken fragte einige Kunden der
Discounter, was sie unter dem Begriff "kuechenfertig zubereitet"
verstehen. Viele der Befragten meinten, dass es sich bei derart
gekennzeichnetem Fleisch um bereits geschnittenes Fleisch handele.
Unerwuenschtes Fett, Bindegewebe und unnoetige Fleischfasern waeren
bereits abgetrennt. Es saehe immerhin aus wie frisches Fleisch. Nur
die wenigsten Kunden wussten, dass die Bezeichnung ueber eine
Behandlung des Fleisches mit chemischen Stoffen Auskunft gibt.
_Unscheinbare Kennzeichnung_
Zwar erfolgt die Kennzeichnung der Hersteller auf der Packung in
aller Regel gesetzesgemaess, vielfach jedoch sehr unscheinbar. Beim
Einkauf koennen die Hinweise leicht uebersehen werden. Haeufig
entdeckt man erst beim Umdrehen der Verpackung die Liste der
Zutaten. Dabei finden sich in den Zubereitungen beispielsweise
Saeureregulatoren, Antioxidationsmittel, Gewuerze und Aromastoffe.
Warum Fleisch so behandelt wird, erklaert Dr. Guenther Hammer: "Man
verwendet Saeureregulatoren, um das Bakterienwachstum in
Fleischerzeugnissen einzuschraenken. Bei Frischfleisch sind solche
Zutaten nicht erlaubt. Die Saeureregulatoren entwickeln natuerlich
einen sauren Geschmack, dazu ist es dann ganz guenstig, dass man
Zucker oder irgendeinen anderen Stoff spaeter noch hinzugibt. Warum
ein Fleischerzeugnis auch noch ein Aroma enthalten muss, ist mir
nicht begreiflich."
_Beim Hersteller nachgefragt_
Auf Anfrage beim Marktfuehrer der Rindfleischzubereitungen in NRW -
der Firma Toennies bei Rheda - erklaerte man uns, dass die
Behandlung dazu diene, eine standardisierte, also konstante
Qualitaet beim Rindfleisch zu erhalten. Im Internetauftritt der
Firma wird dazu folgende Erklaerung abgegeben: "Bei der
kuechenfertigen Zubereitung wird das Fleisch unter Zugabe von
Speisesalz und Wuerze zur Stabilisierung der Farbe veredelt.
Hierdurch erreichen wir einen optimalen Geschmacks- und
Zartheitsgrad, der die hohen Verbraucheransprueche nach einer
moeglichst gleich bleibenden Qualitaet am besten gerecht wird.
Naturgegebene Schwankungen in der Geschmacks- und
Zartheitsauspraegung koennen so leichter ausgeglichen werden und
entsprechen somit der Verbrauchererwartung."
_Ein klarer Geschmacksunterschied_
Kann man die Fleischzubereitung vom unbehandelten, frischen Fleisch
sensorisch unterscheiden? Metzgermeister Josef Haida probierte es
fuer uns zusammen mit Dr. Guenther Hammer aus. Fuer den Test wurden
eine Fleischzubereitung sowie frisches Fleisch bei gleicher
Temperatur und ohne jegliche Wuerzung gegart.
Zuerst wurde deutlich, dass beim Frischfleisch deutlich mehr
Bratensaft ausgetreten war. Fuer die ausgewiesenen Fleischexperten
liegt es daran, dass das in den Fleischzubereitungen enthaltene Salz
das Wasser gebunden hat. Zudem erkannte man beim Aufschneiden der
Steaks einen weiteren klaren Unterschied: Das Frischfleisch hatte
eine deutlich rotere Farbe als die Fleischzubereitung. Auch hier
koenne das enthaltene Salz verantwortlich sein, erklaerten Dr.
Guenther Hammer und Josef Haida.
Auch in punco Geschmack unterschieden sich die beiden Fleischstuecke
nach Meinung der Experten. Metzgermeister Josef Haida: "Ich schmecke
deutlich das Salz. Ausserdem laesst sich eine gewisse Saeure
schmecken. Mit Frischfleisch ist das nicht vergleichbar. Der
typische Charakter fehlt mir."
_Hersteller bleibt uneinsichtig_
Trotz dieser Unterschiede besteht die Firma Toennies (zum Beispiel
Marke Tillmanns), groesster Hersteller dieser Rindfleischprodukte,
weiterhin darauf, dass es sich um Frischfleisch handele. Dass diese
Produkte in der mit Frischfleisch gekennzeichneten Theke liegen, sei
legitim. Nach mehreren Anfragen wurde uns ein Interview in Aussicht
gestellt. Vor der Kamera wollte man sich dann aber schliesslich doch
nicht aeussern. Angesichts der eindeutigen Gesetzeslage ist diese
Reaktion unverstaendlich.
_Aldi informiert_
Aldi-Sued reagierte dagegen auf unsere Anfrage. Hier will man die
"kuechenfertig zubereitete" Ware kuenftig deutlicher kennzeichnen.
Zitat aus einem Anschreiben an die Autorin: "Eine Irrefuehrung im
juristischen Sinne besteht nicht. Dennoch werden wir im Sinne eines
umfassenden Informationsangebotes zukuenftig unsere Preisschilder
durch den Aufdruck "kuechenfertig zubereitet" ergaenzen. Darueber
hinaus wurde die zurzeit ausliegende Frischfleischausgabe von "ALDI
informiert" wie auch unser Kundenmagazin "ALDI inspiriert" bereits
mit entsprechenden Kennzeichnungen der Fleischzubereitungen
aktualisiert." Die erwaehnten Ausgaben von "Aldi informiert" liegen
ab Maerz in allen Filialen.
Die Discounterkette Lidl dagegen hat bis dato auf unsere Anfragen
nicht reagiert.
_Arbeitskreis des Bundesministeriums_
Auch das Bundesministerium fuer Ernaehrung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz hat sich der Problematik inzwischen angenommen. So
soll jetzt ein Arbeitskreis unter Beteiligung von Dr. Guenther
Hammer gebildet werden, der die Abgrenzung von Fleischzubereitungen
und frischem Fleisch klarer regeln soll. Ob die aktuelle
Kennzeichnungspraxis tatsaechlich zu einer Irrefuehrung des
Verbrauchers fuehrt oder nicht, wird hier ebenfalls thematisiert
werden.
Unser Tipp: Verbraucher, die Fleisch ohne Zusatzstoffe bevorzugen,
sollten beim Kauf von abgepackter Ware genau hinschauen: Bei
frischem, unbehandeltem Fleisch steht keine weitere Zutat auf dem
Etikett, weder vorne noch hinten.
_Weitere Informationen_
*
http://www.bfel.de/cln_045/nn_784468/DE/forschung/kulmbach/kulmbach_
_node.html__nnn=true
Bundesforschungsanstalt fuer Ernaehrung und Lebensmittel, Standort
Kulmbach
*
http://europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/dat/2004/l_139/l_13920040430d
e00550205.pdf
VERORDNUNG (EG) NR. 853/2004 DES EUROPAeISCHEN PARLAMENTS UND DES
RATES vom 29. April 2004 mit spezifischen Hygienevorschriften fuer
Lebensmittel tierischen Ursprungs, PDF-Datei (501 KB)
*
http://www.bmelv.de/cln_045/DE/00-Home/__Homepage__node.html__nnn=tr
ue
Bundesministerium fuer Ernaehrung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
_Links_
*
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20061110/b_2.phtml
Test: Etiketten von Fleisch aus Kuehltheken
(Servicezeit: Essen & Trinken vom 10. November 2006)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20050117/b_4.phtml
Neue Garmethoden
(Servicezeit: Kostprobe vom 17. Januar 2005)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040510/b_4.phtml
Kuechentipps: Rindfleisch
(Servicezeit: Kostprobe vom 10. Mai 2004)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040119/b_1.phtml
Lebensmittelskandale: Panik - und was dann?
(Servicezeit: Kostprobe vom 19. Januar 2004)
*
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20060210/b_5.phtml
Neue Meldestelle fuer Missstaende in der Lebensmittelbranche
(Servicezeit: Essen & Trinken vom 10. Februar 2006)
* http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040426/b_5.phtml
Schnitzelreport: Der wahre Preis eines Schnitzels
(Servicezeit: Kostprobe vom 26. April 2004)
http://www.wdr.de/tv/service/essentrinken/inhalt/20070216/b_3.phtml
:Stichwort : Info
:Stichwort : Fleisch
:Erfasser : Christina Philipp
:Erfasst am : 25.02.2007
:Letzte Aender. : 25.02.2007
:Quelle : Servicezeit: Essen & Trinken - Kostprobe,
:Quelle : WDR 16.02.2007
MMMMM
--
Wie macht doch Arbeit das Leben sauer, die Seele krank und die Glieder wund!
Frank Wedekind
Wie macht doch Arbeit das Leben sauer, die Seele krank und die Glieder wund!
Frank Wedekind